Roadshow "Lass dich nicht APPlenken!" gestartet
Text und Fotos: Jessica Blank / ARCD
Nur ein kurzer Blick aufs Handy …
Beim Verkehrssicherheitstag in Halle/Saale startete der ARCD am 17. Juni seine Roadshow mit der Initiative "Lass dich nicht APPlenken!". Mit Hilfe ihres Fahrsimulators demonstrierten die ARCD Experten, wie gefährlich Ablenkung am Steuer sein kann. Denn etwa 90 Prozent der Verkehrsunfälle gehen auf menschliches Fehlverhalten zurück - dazu gehört auch der Blick aufs Smartphone.
Bei nicht ganz perfektem Wetter war der Verkehrssicherheitstag in Halle mit dem ARCD Fahrsimulator gut besucht.
Hinter einem parkenden Auto rollt plötzlich ein Ball hervor. Es sind nur wenige Sekunden, die das Bild der freien Straße völlig verändern. Der Fahrer steigt auf die Bremse, doch es ist zu spät. Ein Kind rennt dem Ball hinterher und direkt vor das ankommende Auto. "Sie hatten einen Unfall", meldet der ARCD Fahrsimulator. In diesem Fall nicht so schlimm, doch im wahren Leben hätte der Zusammenprall für das Kind lebensgefährliche Folgen. "Mit dem Ball habe ich nicht gerechnet", sagt Ulrich Gärtner, Vorsitzender der Verkehrswacht Halle e.V. und dabei war er voll auf den Verkehr konzentriert und nicht abgelenkt. Hätte er nur eine Sekunde auf ein Smartphone gesehen, wäre er bei Tempo 50 schon 14 Meter im Blindflug unterwegs gewesen. Doch auch ohne diesen Blick war die Gefahrensituation kaum vorhersehbar. Der ehemalige Polizist kennt Fahrsimulatoren der ersten Generation durch seine Arbeit, von dem des ARCD ist er allerdings begeistert: "Hier ins Auto zu steigen, gibt ein reales Bild aus dem Straßenverkehr." Er selbst ist viel unterwegs und sieht, wie sich andere Verkehrsteilnehmer fehlerhaft verhalten. "Viele sind unaufmerksam und telefonieren, das ärgert mich", sagt Gärtner. Und genau darum geht es bei der ARCD Roadshow "Lass dich nicht APPlenken!". Der ARCD möchte aufklären, wie gefährlich es ist, am Steuer das Smartphone zu bedienen oder einfach "nur" eine Flasche oder einen Schokoriegel zu öffnen.
Dass das menschliche Gehirn nicht immer in der Lage ist, zwei Dinge auf einmal zu tun oder zu erkennen, zeigen auch die Spiele, die die Mitarbeiter des ARCD im Pavillon nebenan mit den Besuchern machen. Viele Schüler, die mit ihrer Klasse den Verkehrssicherheitstag besuchen, zieht es zum Stand des ARCD. Bilder mit optischen Täuschungen interessieren sie. "Könnt ihr beides sehen, das Gesicht und die Vase?", fragt Christoph die Kinder. Schwierig ... Die Schüler müssen sich schon sehr darauf konzentrieren, um beide Bilder zu erkennen. Auch das Geschicklichkeitsspiel ist nicht so leicht. Sie sollen auf einem blauen Seil balancieren und gleichzeitig einen Ball fangen. Fast unmöglich. Kleine Spielereien, aber sie lassen sich direkt auf den Straßenverkehr übertragen. Denn nicht nur Autofahrer sollten sich nicht ablenken lassen, auch Fußgänger und Fahrradfahrer müssen sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. Das ist allerdings nahezu unmöglich, wenn sie
gleichzeitig durch ihr Handy oder Musikhören abgelenkt sind.
Thomas Brendel fährt solide und zielsicher seine Strecke im Fahrsimulator.
Als ein parkendes Auto plötzlich anfährt und auf die Fahrbahn ausschert,
reagiert er rechtzeitig. Auch als der Ball unverhofft hinter dem Auto hervorrollt, bremst er vorbildlich ab.
"Können Sie bitte diese Getränkeflasche öffnen?", fragt der ARCD Moderator
Hermann Rösch. "Nein, im Moment geht das nicht", antwortet Thomas Brendel.
Er lässt sich einfach nicht ablenken. Auch als Rösch ihn in ein Gespräch
verwickeln möchte, fährt er einfach weiter, ohne darauf einzugehen. So sollte
es sein. Doch nur wenige Autofahrer reagieren wie Brendel. Ansonsten wäre
nicht jeder zehnte Verkehrsunfall auf Ablenkung zurückzuführen.
"Die Situation ist sehr realistisch", erklärt Brendel nach seiner Fahrt. Er selbst hat lange als Rettungssanitäter gearbeitet und weiß, wie die Folgen von Ablenkung am Steuer aussehen. "Ablenkung ist sehr gefährlich, da reicht
Schon das Radio.
Niemand möchte sein Kind nach so einem Unfall von der Straße holen müssen",
sagt er und erzählt von den vielen schlimmen Bildern, die er bei seiner Arbeit
gesehen hat.
Zum Glück passiert bei der Fahrt im ARCD Simulator nichts. Manche Teilnehmer an der Aktion lassen sich leicht ablenken. Ein Fahrer zum Beispiel hält die Wasserflasche die ganze Fahrt über in seiner Hand am Lenkrad. "Man meint zwar, man kennt die Strecke und 50 km/h sind nicht viel, aber dadurch, dass Sie die Flasche gehalten haben, waren Sie die ganze Zeit unbewusst abgelenkt", erklärt der Moderator des ARCD.
Einem anderen Besucher drückt Hermann Rösch ein Smartphone in die Hand, mit der Bitte, eine Textnachricht zu lesen. Kaum sieht der Fahrer auf das Display, schon fährt er auf zwei Spuren.
Die Fahrt im Simulator erfordert volle Konzentration.
"Als ich Ihnen das Smartphone gegeben habe, sind Sie auf die linke Spur gefahren. Wenn es hier nicht zweispurig gewesen wäre, wären Sie auf die Gegenfahrbahn geraten", erklärt der ARCD Moderator.
Dass Ablenkung so schnell geht, hätte der Fahrer nicht gedacht.
Das sind genau die Erkenntnisse, die der ARCD mit seiner Initiative "Lass dich nicht APPlenken!" bewirken will. Deswegen ist der Fahrsimulator auf seiner Roadshow noch in mehreren deutschen Städten zu Gast (https://www.arcd.de/nichtapplenken.html). Dort können Fahrer das Ablenkungsrisiko kennenlernen und austesten, wann sie überfordert sind - und das zum Glück ganz unfallfrei.